Im Vergleich zu anderen privaten, kommerziell ausgelegten Raumfahrtunternehmen existiert Virgin Galactic schon relativ lange – bloß ins All geschickt wurde bislang noch niemand. Bis jetzt - auch wenn die von Virgin Galactic angewendete Definition von Weltall nicht ganz unstrittig ist. Mit Sicherheit kann aber gesagt werden, dass das Unternehmen die bislang höchste Flughöhe seit Beginn ihrer Operationen erreicht hat, dem Weltall zumindest schon extrem nahe kam und scheinbar auf dem besten Weg ist, um bald tatsächlich Normalsterbliche (mit dem nötigen Kleingeld) auf Kurztrips ins All zu schicken.
Virgin Galactics Piloten sind jetzt Astronauten
Am 13 Dezember hob der VSS Unity suborbitale „SpaceShipTwo“ Raumtransporter aus der Mojave Wüste in die Lüfte ab, unterstützt vom Trägerflugzeug VMS Eve. Die Mission begann genau wie die zahlreichen Testflüge, die die Virgin Galactics Piloten bislang absolviert hatten – nur wollten sie diesmal höher fliegen, weshalb sie den Hybridraketenmotor länger betätigten. So gelangte die VSS Unity auf eine Flughöhe von 82,7 Kilometer (51,4 Meilen). Zudem erreichte das Raumschiff eine Höchstgeschwindigkeit von 2,9 Mach (ca. 3580 kmh), also fast dreifache Überschallgeschwindigkeit.
Der Testflug begann am 13. Dezember um 10.00 Uhr Ortszeit und war knapp zwei Stunden später um 11.15 Uhr schon wieder vorbei, als die VSS Unity wieder auf der Landebahn eintraf. Virgin Galactic gab daraufhin bekannt, dass das Unternehmen somit erstmals das Weltall erreicht hat. Allerdings muss man betonen, dass die Firma hier die schwammigste Definition von Weltall anwendet, übernommen von der Definition der US-amerikanischen Luftwaffe. Laut Airforce gilt eine Flughöhe von über 50 Meilen als Beginn des Weltalls. Endlich wurden aus den Piloten von Virgin Active also frischgebackene Astronauten.
Schritt für Schritt ins All
Virgin Galactic stellte die VSS Unity erstmals im Jahr 2016 vor und katapultierte sie mithilfe des Raketenmotors bislang viermal in die Lüfte. Bei jedem Testflug wurde die Flughöhe ein bisschen nach oben geschraubt: Von 25 km auf 35 km auf 52 km auf nun 82,7 km. Die VSS Unity ist die Ersatzmaschine der VSS Empire, die 2014 bei einem gescheiterten Testflug auseinanderbrach. Das neue SpaceShipTwo-Design der VSS Unity wurde angepasst, damit ein derartiger Unfall in Zukunft nicht erneut passieren kann.
Da Virgin Galactic das Ziel verfolgt, so schnell wie möglich gut zahlende Kunden ins All zu schicken, kommt dem Sicherheitsaspekt höchste Priorität zu. Knapp 250.000 Dollar soll der Flug ins All pro Person kosten. Besonders lange dauert der kurze Ausflug ins Weltall zwar nicht, allerdings dürfen die Passagiere ein paar Minuten der Schwerelosigkeit und eine Wahnsinnsaussicht auf die Erde erleben, bevor das Flugzeug wieder auf den Boden zurückkehrt. Den Ticket-Vorverkauf begann Virgin Galactic bereits vor mehreren Jahren, wobei alle bis 2021 verfügbaren Sitze längst ausverkauft sind.